Darlington Statement (Deutsch)

This is a joint consensus statement by Australian and Aotearoa/New Zealand intersex organisations and independent advocates, in March 2017. It sets out the priorities and calls by the intersex human rights movement in our countries, under six headings: a preamble, human rights and legal reform; health and wellbeing; peer support; allies; and education, awareness and employment.

Affirm the Darlington Statement

Darlington Statement: Joint consensus statement from the intersex community retreat in Darlington, March 2017.

Joint statement by Australia and Aotearoa/New Zealand intersex community organisations and independent advocates, including the Androgen Insensitivity Support Syndrome Support Group Australia (AISSGA),[1] Intersex Trust Aotearoa New Zealand (ITANZ),[2] Organisation Intersex International Australia (OIIAU),[3] Eve Black, Kylie Bond (AISSGA), Tony Briffa (OIIAU/AISSGA), Morgan Carpenter (OIIAU/Intersex Day Project[4]), Candice Cody (OIIAU), Alex David (OIIAU), Betsy Driver (Bodies Like Ours), Carolyn Hannaford (AISSGA), Eileen Harlow, Bonnie Hart (AISSGA), Phoebe Hart (AISSGA), Delia Leckey (ITANZ), Steph Lum (OIIAU), Mani Bruce Mitchell (ITANZ), Elise Nyhuis (AISSGA), Bronwyn O’Callaghan, Sandra Perrin (AISSGA), Cody Smith (Tranz Australia), Trace Williams (AISSGA), Imogen Yang (Bladder Exstrophy Epispadias Cloacal Exstrophy Hypospadias Australian Community – BEECHAC[5]), Georgie Yovanovic.

Vorwort

  1. Intersexuelle Menschen sind mit körperlichen oder biologischen Geschlechtsmerkmalen (z.B. Anatomie der Geschlechtsorgane, Fortpflanzungsorgane, hormonelle und/oder chromosomale Merkmale) geboren, die vielfältiger sind als die Stereotypen männlicher oder weiblicher Körper. Bei einigen Menschen sind diese Merkmale bereits vor oder bei der Geburt sichtbar, in anderen Fällen treten diese Merkmale später auf, häufig in der Pubertät (siehe Definition der Vereinten Nationen[6]). Aufgrund unserer vielfältigen individuellen Geschichten und Erfahrungen verwenden wir den Begriff ‘intersex’ inklusiv, und erkennen unser Recht auf Selbstbestimmung an.
  2. Wir stellen fest, dass trotz größter Anstrengungen von Aktivisten für die Rechte intersexueller Menschen, weiterhin Diskriminierung, Stigmatisierung und Verletzungen von Menschenrechten, einschließlich schädlicher medizinischer Praktiken, in Australien und Neuseeland zu beobachten ist.
  3. Wir betrachten den Bericht Involuntary or coerced sterilisation of intersex people in Australia,[7] des 2013 Senate Community Affairs References Committee, und den Fall Re Carla (Medical procedure).[8] des australischen Familiengerichts aus dem Jahr 2016. Wir betrachten Concluding observations on the fifth periodic report of New Zealand des UN-Kinderrechtsausschusses aus dem Jahr 2016.[9]
  4. Wir erkennen die internationalen Pflichten unserer Länder an, die das Übereinkommen gegen Folter, die Kinderrechtskonvention, das Übereinkommen über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau, und die Konvention über die Rechte der Menschen mit Behinderungen unterzeichnet haben.
  5. Wir stellen fest, das Peer Support für intersexuelle Menschen weiterhin großteils ungedeckt ist, die Förderung der Interessenvertretung weiterhin unsicher und begrenzt, und dass Intersex-Organisationen großteils auf Freiwilligenarbeit angewiesen sind, um viele Defizite der Dienste von anderen, finanzkräftigen Gesundheits- und sozialen Diensten und Menschenrechtsorganisationen zu beheben.
  6. Wir bedanken uns für die Unterstützung dieses Events bei der National LGBTI Health Alliance,[10] Twenty10,[11] Astraea Lesbian Foundation for Justice,[12] und einem anonymen Spender.
  7. In Anbetracht dieser Angelegenheiten erkennt diese Versammlung von Intersex-Organisationen und -individuen aus Australien und Neuseeland, zusammenkommend im Gadigal-Gebiet in Darlington, Australien, im März 2017, die Arbeit von Unterstützungsorganisationen und Menschenrechtlern mit größtem Respekt an. Die Versammlung erkennt folgende Angelegenheiten an –
  1. Die Malta Declaration des Third International Intersex Forum aus dem Jahr 2013.[13]
  2. Die Existenz von intersexuellen Menschen in allen Kulturen und Gesellschaften im Lauf der Geschichte, und dass die Existenz von intersexuellen Menschen zu würdigen ist.
  3. Die Vielfalt unserer Geschlechtsmerkmale und Körper, unserer Indentitäten, biologischen Geschlechter, Gender, und Erlebnisse. Wir erkennen Intersektionalität mit anderen Bevölkerungsgruppen wie gleichgeschlechtlich orientierten Menschen, Trans*-Personen und Personen anderer Gender, Menschen mit Behinderungen, Frauen, Männer, Ureinwohnern – Aboriginal und Torres Strait Islander, Tangata Whenua – Menschen verschiedener Hautfarbe, Migranten, und Flüchtlingen.
  4. Der Begriff ‘Intersex’ und die Intersex-Menschenrechtsbewegung trifft gleichermaßen auf alle Personen zu, die mit Variationen der Geschlechtsmerkmale geboren wurden, ungeachtet der Gender-Identität, Geschlechter, oder sexuellen Orientierung.
  5. Unsere Rechte auf Selbstbestimmung, körperliche Unversehrtheit und körperliche Selbstbestimmung.
  6. Unsere Opposition zu pathologisierender Terminologie wie „Störungen der Geschlechtsentwicklung“, nicht nur aus dem Grund, dass derartige Bezeichnungen grundsätzlich zerrüttend sind, sondern auch aus dem Grund, dass hierdurch die Ansicht verbreitet wird, Intersex-Merkmale müssten ‘korrigiert’ werden.
  7. Menschenrechte und Reformen

  8. Wir fordern ein sofortiges Verbot als Straftatbestand von nicht notwendigen medizinischen Prozeduren, einschließlich chirurgischer und hormoneller Eingriffe, die der Veränderung der Geschlechtsmerkmale von Säuglingen, Kleinkindern und Kindern dienen und ohne dessen persönliche Einwilligung erfolgen. Wir fordern die Notwendigkeit freiwilliger und informierter Zustimmung der Individuen, und den unabhängigen und freien Zugriff auf fundierte Beratung und Unterstützung für Individuen und Familien.
  9. Hinsichtlich Klassifikationen von biologischem Geschlecht und Gender werden binäre Ansichten hierzu durch strukturelle Gewalt aufrechterhalten. Zudem werden durch Versuche, intersexuelle Menschen als ein drittes Geschlecht/Gender zu klassifizieren, nicht unsere Vielfalt und unser Recht auf Selbstbestimmung respektiert. Diese Umstände können weitgehend schädliche Auswirkungen haben, egal ob eine intersexuelle Person sich mit dem binären Geschlecht laut Geburtsurkunde identifiziert oder nicht.
    UUnangemessene Betonung darauf, wie intersexuelle Menschen klassifiziert werden sollen, statt wie wir behandelt werden, ist ebenfalls eine Art struktureller Gewalt. Das Gesamtziel liegt nicht in neuen Klassifikationen, sondern in der Abschaffung legaler Klassifizierungssysteme und der Hierarchien, auf denen diese basieren. Aus diesen Gründen:

    1. Sollte Geschlecht/Gender, sowie Hautfarbe oder Religion, keine Kategorie auf offiziellen persönlichen Dokumenten sein.
    2. Sollte, trotz der rechtlichen Notwendigkeit von Geschlechts-/Genderklassifikation, die Zuordnung von Geschlecht/Gender als rein provisorisch betrachtet werden. In Anbetracht derzeitiger sozialer Umstände unterstützen wir die Einbeziehung eines dritten Geschlechts im Geburtenregister nicht.
    3. In Anbetracht der Tatsache, das ein Kind sich im Laufe des Heranwachsens mit einem anderen Geschlecht/Gender identifizieren könnte, und dass die Entscheidung des Geschlechts/Genders, als das ein intersexuelles Kind erzogen wird, sich als inkorrekt erweisen könnte, müssen Geschlechts-/Gender-Klassifizierungen amtlich durch einen simplen administrativen Prozess auf anfrage der betroffenen Person möglich sein.
    4. Individuen, welche die Möglichkeit der Zustimmung haben, sollten die Wahl haben zwischen weiblich, männlich, non-binär, oder einer Vielzahl an Möglichkeiten.
  10. Wir fordern effektiven gesetzlichen Schutz vor Diskriminierung und schädlichen Praktiken aufgrund von Geschlechtsmerkmalen.
  11. Wir fordern von Regierungen und Institutionen eine offizielle Anerkennung und Entschuldigung für die Behandlung von Menschen, die mit Variationen der Geschlechtsmerkmale geboren wurden, sowie Entschädigung und Wiedergutmachung für Menschen, die mit Variationen der Geschlechtsmerkmale geboren wurden, welche ungewollte medizinische Eingriffe erfahren haben. Der Zugriff auf Entschädigung und Wiedergutmachung darf nicht begrenzt werden.
  12. Wir fordern die Beendigung von Diskriminierung auf genetischer Basis, inklusive bei Versicherung und Beschäftigung.
  13. Wir fordern das Recht aller erwachsenen Personen auf Eheschließung und Gründung einer Familie, ohne Rücksicht auf deren Geschlechtsmerkmale.
  14. Wir erkennen die Schwierigkeiten vieler intersexueller Menschen auf Reisen, wie Diskriminierung und Belästigung aufgrund ihrer körperlichen Vielfalt, aufgrund der Notwendigkeit von Geschlecht/Gender auf Dokumenten, geschlechts-/genderbezogenem Screening, und Reiseeinschränkungen aufgrund von Arzneimittelverschreibungen.
  15. Wir fordern, dass unsere Regierungen mit Staaten, Ländern und internationalen Regulationsbehörden zusammenarbeiten, um diese Angelegenheiten zu klären.
  16. Gesundheit

  17. Wir erkennen die langfristigen körperlichen und psychischen Folgen schädlicher und weiterhin gängiger medizinischer Praktiken, und den begrenzten Zugriff auf Unterstützung.
  18. Gegenwärtige Formen der Übersicht von medizinischen Eingriffen, die Menschen, die mit Variationen der Geschlechtsmerkmale geboren wurden, betreffen, haben sich als unzureichend herausgestellt.
    1. Wir erkennen einen Mangel der Transparenz über die unterschiedlichen Normen hinsichtlich Behandlung und Praktiken bei allen Altersgruppen.
    2. Wir stellen fest, dass das australische Familiengerichtssystem die Menschenrechte und Autonomie von Kindern, die mit Variationen der Geschlechtsmerkmale geboren wurden, und die Auswirkungen medizinischer Eingriffe auf Individuen und deren Familien, nicht adäquat beachtet hat. Die Rolle des Familiengerichts an sich ist unklar. Unterscheidungen zwischen „therapeutisch“ und „nicht-therapeutisch“ haben sich als nicht funktionierend erwiesen.
  19. Wir fordern die Implementierung von Beratungsgremien für die Entwicklung angemessener menschenrechtsbasierender, lebenslanger Behandlungsstandards für intersexuelle Menschen, mit voller und bedeutender Teilnahme von Repräsentanten der Gemeinschaft intersexueller Menschen und Menschenrechtsinstitutionen.
  20. Wir fordern von der Australasian Paediatric Endocrine Group[14] und anderen medizinischen- und Gesundheitsgremien, zusammen mit Intersex-Organisationen menschenrechtsbasierte, lebenslange Behandlungsstandards zu entwickeln.
  21. Wir erkennen, dass intersexuelle Menschen Gesundheits- und medizinische Bedürfnisse haben, die in manchen Fällen einen Bezug zu einer Intersex-Variation haben, in anderen Fällen keinen Bezug. Wir erkennen, dass für intersexuelle Menschen Fehlannahmen und damit verbundene Stigmata sich als Barrieren bei der Behandlung aufweisen können. Gegenwärtige Praktiken sind oft auf den Bedürfnissen anderer Bevölkerungsgruppen aufgebaut.
  22. Wir erkennen begrenzten Zugriff in ländlichen, städtischen und abgelegenen Gegenden.
  23. Wir fordern Ressourcenzugang zu notwendigen und angemessenen Gesundheits-, medizinischen und damit verbundenen Dienstleistungen und Behandlungen, einschließlich chirurgischer Eingriffe und hormoneller Behandlung, psychosoziale, psychosexuelle und psychologische Unterstützung, und reparativer Behandlung. Behandlungsstandards müssen reparative Behandlungen unterstützen, und dürfen weder erzwungene Konformität mit stereotypischen und klinischen Normen für männliche oder weibliche Körper aufweisen, noch unangemessene psychiatrische Förderfähigkeit.
  24. Wir fordern die Bereitstellung alternativer, unabhängiger, effektiver menschenrechtsbasierter Aufsichtsmechanismen zur Entscheidung in individuellen Fällen intersexueller Menschen, die zu einer Behandlung zustimmungsunfähig sind; hierbei sollten Menschenrechtsexperten, Klinikärzte und Intersex-Gemeinschaftsorganisationen zusammenkommen. Die Pros und Kontras für und gegen medizinische Behandlung müssen angemessen beachtet werden, einschließlich der lebenslangen gesundheitlichen, rechtlichen, ethischen, sexuellen und menschenrechtlichen Auswirkungen.
  25. Multidisziplinäre Teams müssen nach transparenten, menschenrechtsbasierten Behandlungsstandards für die Behandlung intersexueller Menschen und Körper handeln. Multidisziplinäre Teams in Krankenhäusern müssen unter anderem aus Menschenrechtsexperten, Kinderrechtsvertretern, und unabhängigen Repräsentanten der intersexuellen Gemeinschaft bestehen.
  26. Einige Menschen brauchen Pap-Abstriche, einige Menschen brauchen Prostatauntersuchungen oder Mammographien, und einige Menschen brauchen eine Kombination dieser. Landesweite Screening-Programme und computerbasierte Systeme müssen die Bedürfnisse von Menschen, die mit intersexuellen Variationen geboren wurden, erkennen.
  27. Wir fordern die Beendigung von IVF und anderen Formen genetischer Selektion, welche ein Abwählen von Variationen der Geschlechtsmerkmale erlauben.
  28. Wir fordern Zugang zu reproduktiven Gesundheitsdiensten und Beratungen zur Zeugungsfähigkeit für alle intersexuellen Menschen, mit dem Schutz unserer reproduktiven Anatomien, egal ob die Zeugungsfähigkeit dem offiziellen Geschlecht entspricht.
  29. Intersex-Organisationen müssen mit Ressourcen ausgestattet sein, die die Entwicklung von Toolkits zu Patientenrechten und Menschenrechten für intersexuelle Menschen und deren Familien erlauben, um den Zugang auf Gesundheitsfürsorge zu verbessern, die höchstmögliche Standards körperlicher und psychischer Gesundheit ermöglicht.
  30. Kinder mit intersexuellen Variationen bedürfen einer klaren, altersgemäßen Bekanntmachung ihrer intersexuellen Variationen, einschließlich positiver Förderung und Unterstützung.
  31. Wir fordern eine regelmäßige öffentliche Offenlegung akkurater Übersichtsdaten aller medizinischer Eingriffe mit dem Ziel, die Geschlechtsmerkmale von Kindern zu verändern, und die Offenlegung historischer Daten.
  32. Wir fordern weitere Forschung, einschließlich klinischer, soziologischer und psychologischer Forschung, durch unsere Gemeinschaft unterstützt. Klinische Forschung, einschließlich längerfristiger Forschung, erfordert klares, nicht-medikalisiertes Vorgehen.
  33. Wir fordern weitere und verbesserte Bildung von Gesundheits-, Fürsorge und dazugehörigen Fachkräften in Angelegenheiten, die intersexuelle Körper betreffen, einschließlich Menschenrechtsangelegenheiten.
  34. Kinder mit intersexuellen Variationen sollten niemals medizinischer Fotografie und Vorführung ausgesetzt werden.
  35. Wir fordern die Respektierung unserer Privatsphäre, Integrität, und Sicherheit unserer Patientenakten..
  36. In Anbetracht der Schwierigkeiten einiger intersexueller Menschen, Zugang auf ihre Patientenakten aus der Kindheit zu erlangen, fordern wir vollen Zugang zu unseren Patientenakten. Patientenakten aus Kinderkrankenhäusern sollten auf unbestimmte Zeit aufbewahrt werden. Patientenakten von Menschen mit lebenslangen medizinischen Angelegenheiten sollten ebenfalls auf unbestimmte Zeit aufbewahrt werden.
  37. Wir fordern den Zugang zu sportlicher Aktivität auf jedem Wettbewerbsniveau, einschließlich der Möglichkeit aller intersexuellen Frauen, als Frauen am Wettbewerb teilnehmen zu dürfen, ohne Einschränkungen oder diskriminierende medizinische Untersuchungen.
  38. Lebenslange hormonelle Behandlung ist notwendig nach Sterilisierung oder in Fällen, in denen die Keimdrüsen adäquate Hormone nicht produzieren. Allerdings sehen sich Menschen mit intersexuellen Variationen oft mit unnötigen Kosten und Herausforderungen hinsichtlich des Zugangs auf angemessene hormonelle Behandlung konfrontiert. Hierzu gehören der Zugang zu Geschlechtshormonen, unfaire und nicht offengelegte Behandlungskosten als Konsequenz ungewollter medizinischer Eingriffe, gleichzeitiger Zugriff auf Testosteron und Östrogen, der Wechsel von einem Geschlechtshormon zum anderen, Zugang zu Screening, Reiseeinschränkungen, einschließlich Reisen mit Medikation und physischer Kontrolle. Wir fordern landesweite und klinische Standards, um auf diese Angelegenheiten einzugehen.
  39. Wir fordern die Implementierung von adäquaten klinischen Übergangswegen von pädiatrischen zu Erwachsenendienstleistungen.
  40. Wir fordern gerechten Zugang zu sozialen- und Fürsorgedienstleistungen für Menschen mit intersexuellen Variationen. Die Bedürfnisse von Personen mit intersexuellen Variationen in Altenpflege, häuslicher Pflege, staatlicher Fürsorge und Pflege für Behinderte brauchen erfordern weitere Untersuchung, mit voller und bedeutender Teilnahme von Intersex-Organisationen.
  41. Peer-Unterstützung

  42. Wir erkennen die Traumata und psychischen Gesundheitsprobleme, die durch die unnötige Medikalisierung intersexueller Menschen verursacht wurden, sowie die Stigmatisierung intersexueller Charakteristika, welche oftmals in Isolation, Geheimhaltung und Schamgefühl resultiert hat.
  43. Wir erkennen die fundamentale Wichtigkeit und Vorteile positiver Unterstützung von Menschen mit angeborenen Variationen der Geschlechtsmerkmale.
  44. Unsere Unterstützungsorganisationen und andere Gemeinschaften benötigen Ressourcen und Unterstützung, um Gemeinschaften und Netzwerke für alle intersexuellen Menschen aufzubauen. Keine intersexuelle Person oder Elternteil eines intersexuellen Kindes sollte sich alleingelassen fühlen, ungeachtet der körperlichen Variation oder Sprache, welche sie sprechen.
  45. Wir erkennen die Bedürfnisse und Erlebnisse der Jugend, und von Menschen aus verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen. Wir erkennen diese Erlebnisse als wertvoll und legitim an.
  46. Wir erkennen die fundamentale Wichtigkeit und Vorteile von Peer-Unterstützung für Eltern, Pflegende und Familien von Menschen mit angeborenen Variationen der Geschlechtsmerkmale. Wir erkennen die Wichtigkeit und Vorteile von Peer-Unterstützung für Freunde, Partner und andere, die intersexuelle Menschen im täglichen Leben unterstützen.
  47. Peer-Unterstützung muss in menschenrechtsbasierte multidisziplinäre medizinische Herangehensweisen, Teams und Dienstleistungen integriert werden.
  48. Wir fordern öffentliche, staatliche und philanthropische Unterstützung für fundierte, positive Peer-Unterstützung.
  49. Wir erkennen an, dass wir als intersexuelle Menschen Experten hinsichtlich unserer eigenen Leben und Erlebnisse sind. Intersexuelle Menschen sind Experten im Verständnis der Langzeitauswirkungen von Medikalisierung und medizinischer Eingriffe.
  50. Verbündete

  51. Intersex unterscheidet sich von anderen Angelegenheiten. Wir fordern, dass Verbündete bewusst diese Unterscheide und die Vielfalt in unserer Gemeinschaft anerkennen, unsere Menschenrechtsansprüche unterstützten und die Intersex-Menschenrechtsbewegung respektieren, ohne Alibipolitik, Instrumentalisierung, oder Ausnutzung von Intersex-Angelegenheiten als Mittel, um andere Ziele zu erreichen. „Nicht über uns ohne uns.“
  52. Wir ermutigen alle Organisationen, die die Intersex-Bewegung unterstützen, dieses Darlington-Statement anzuerkennen.
  53. Wir fordern von intersexuellen Personen, und der Intersex-Menschenrechtsbewegung, Verbündete zur LGBTQ-, Behinderten-, Anti-Rassismus- und Frauenrechtsbewegung zu sein.
  54. Wir fordern von intersexuellen Personen, unsere eigene Vielfalt anzuerkennen, und fordern innergemeinschaftlichen Dialog und gegenseitige Unterstützung.
  55. Bildung, Bewusstsein und Beschäftigung

  56. Wir erkennen, dass Stigmatisierung oft eine Folge von Fehlannahmen über Intersex ist, welche durch mangelnde Bildung und Bewusstsein noch weiter verstärkt werden.
  57. Wir erkennen, dass die Stigmatisierung und Pathologisierung von Personen, die mit Variationen der Geschlechtsmerkmale geboren wurden, die Selbstakzeptanz, Zugang zu Gemeinschaft, Hilfesuche und Zugang zu Dienstleistungen wie Gesundheitsfürsorge beeinträchtigt.
  58. Wir erkennen die Auswirkungen von Stigma, Trauma und ungewollter medizinischer Eingriffe auf Bildung und Beschäftigung, Konsequenzen hiervon sind unter anderem hohe Raten von Schulabbrechern, Armut, Selbstverletzung und Suizidgefährdung.
  59. Wir fordern die Einbeziehung von akkuraten und positiven Materialien zu körperlicher Vielfalt, einschließlich intersexueller Variationen, in Bildungsplänen, einschließlich Gesundheits- und Sexualerziehung.
  60. Wir fordern von Bereitstellern von Bildung und Bewusstsein, in Zusammenarbeit mit Intersex-Organisationen Inhalte zu entwickeln, und den Vortrag hiervon durch intersexuelle Menschen zu unterstützen.
  61. Wir fordern von Arbeitgebern, Regierungen, Institutionen und Gewerkschaften, affirmative Strategien und Praktiken zu entwickeln, um Arbeitnehmer mit intersexuellen Variationen zu unterstützen.
  62. Wir fordern, dass Richtlinien in Bildungsinstitutionen und Beschäftigung anerkennen, dass einige Menschen mit angeborenen intersexuellen Variationen von bestimmten Anpassungen, einschließlich spezieller Anforderungen, Arbeitsplatzanpassungen, Hilfe beim Arbeitsplatzzugang, und Regelungen für krankheitsbedingte Fehlzeiten, profitieren können.
  63. Wir erkennen die entscheidende Bedeutung positiver Geschichten und Vorbildcharaktere und die Existenz von positiver Berichterstattung über intersexuelle Menschen. Wir erkennen, dass Medienarbeit oftmals die Stigmatisierung von intersexuellen Menschen und Körpern aufrechterhält. Wir fordern von den Medien, mit Intersex-Organisationen zusammenzuarbeiten, um das Verständnis intersexueller Menschen und unserer Menschenrechtsangelegenheiten zu verbessern.
  64. 59. Wir fordern die Beendigung der Stigmatisierung und unnötigen Pathologisierung intersexueller Körper.

– ends –

Translation by Lars Nienberg (Contact)

References

[1] Androgen Insensitivity Support Syndrome Support Group (AISSGA)
[2] Intersex Trust Aotearoa New Zealand (ITANZ)
[3] Organisation Intersex International Australia (OIIAU)
[4] Intersex Day Project
[5] Bladder Exstrophy Epispadias Cloacal Exstrophy Hypospadias Australian Community (BEECHAC)
[6] Office of the High Commissioner for Human Rights et al, Intersex Awareness Day – Wednesday 26 October. End violence and harmful medical practices on intersex children and adults, UN and regional experts urge
[7] Senate Community Affairs References Committee report, Involuntary or coerced sterilisation of intersex people in Australia
[8] Re Carla (Medical procedure) [2016] FamCA 7
[9] United Nations Committee on the Rights of the Child, Concluding observations on the fifth periodic report of New Zealand
[10] National LGBTI Health Alliance
[11] Twenty10
[12] Astraea Lesbian Foundation for Justice
[13] Malta declaration of the Third International Intersex Forum, 2013
[14] Australasian Paediatric Endocrine Group

Press reports

Copland S. Intersex people have called for action. It’s time to listen. SBS. 20 March 2017.
Sainty L. These Groups Want Unnecessary Surgery On Intersex Infants To Be Made A Crime. BuzzFeed Australia. 13 March 2017.
Power S. Intersex advocates pull no punches in historic statement. Gay Star News. 13 March 2017.
Jones J. Intersex activists in Australia and New Zealand publish statement of priorities. Star Observer. 10 March 2017.

Statement: CC BY-NC-ND 3.0 licence.
CC BY-NC-ND 3.0 licence